Kati von Schwerin

Pop aus Berlin

In einer Zeit, die geprägt ist, von Krisen und Kriegen schrieb Kati von Schwerin ihr inzwischen drittes Album und musste dafür gar nicht weit blicken, denn auch im kleinen Kreis ist niemand vor Schicksalsschlägen und Sorgen gefeit.

„I wasn’t ready for this day, and I’ll never be“, so beginnt die Ballade „Until The Robin Sings“ des neuen Albums „Welcome Back Home“ und lässt jeden aufhorchen, der schon einmal um einen geliebten Menschen bangen musste. Was ist, wenn derjenige nicht wiederkehrt, was ist, wenn die letzte Umarmung auf ewig die letzte bleibt? Man sagt „Tschüss und auf Wiedersehen“, aber was, wenn das nicht stimmt und auf einmal alles aus den Fugen gerät. Wenn man an der Tür steht und wartet mit „Welcome Back Home“-Girlande, aber nur der schlimmste Alptraum vorbeikommt und klingelt. „Ich hätte fast meinen Vater verloren. Es war eine Situation, die eine gefühlte Ewigkeit ungewiss war und in der ich irgendwann versuchte, alles zu tun, um das Schicksal positiv zu beeinflussen. Was ein Irrsinn.“ Es mag zynisch klingen, aber der Schmerz von Künstlerinnen ist pures Gold, wenn sie ihn verpackt bekommen. Und so ist es auch hier: Kati von Schwerin hat mit „Welcome Back Home“ ein Album geschaffen, welches jegliches Kalkül oder Getue automatisch ausgeklammert hat und somit ungefiltert hineinblicken lässt in die Künstlerinnen-Seele. Nachdem der Vorgänger „Inspired By The Riot“ nun vor inzwischen 4 1/2 Jahren erschien, und von Schwerin nach eigener Aussage in einer tiefen Schreib-Blockade festsaß, kann man „Welcome Back Home“ gewiss als therapeutisch anmutendes Werk verstehen, welches zuallererst einem Zweck diente, nämlich „nicht verrückt zu werden“. „Ich dachte, ich würde womöglich nie wieder ein Lied schreiben und konnte es auch irgendwie gar nicht begreifen, dass ich das zuvor schonmal geschafft hatte. Das war total sonderbar, als wäre ich beim letzten Album ein völlig anderer Mensch gewesen. War ich wahrscheinlich auch.“
Kati von Schwerin zeigt auf ihrem aktuellen Album nebst der autobiografischen und bildhaften Texte, zudem wieder ein feines Gespür für Arrangements und Klangwelten. Musikalisch bewegt sie sich wie gewohnt im Genre des Pop-Rock, diesmal allerdings mit einem liebevollen Hang zu Synthie-Sounds. Natürlich kommt man nicht umher, die stimmliche Präsenz von Kati von Schwerin besonders hervorzuheben. Denn in einer Zeit, in der Künstlerinnen nach wie vor leise säuseln, steht dem Kati von Schwerin als Gegenmodell lautstark entgegen. In einer Reihe mit Kelsey Karter, Donna Missal oder Elisa Toffoli begegnet einem Kati von Schwerin als ausdrucksstarke Künstlerin, über deren gewaltiges Stimmvolumen man nur staunen muss. Ins Staunen gerät man auch, wenn man bedenkt, dass Kati von Schwerin nebst ihrer musikalischen Arbeit zudem seit 15 Jahren erfolgreich als bildende Künstlerin arbeitet und im September 2023 ihr erstes Buch („Ja, wir hatten mal was“) im emons Verlag veröffentlicht.

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